… und nicht auf Page Builder setze.
Page Builder wie Elementor, Divi oder WPBakery sind beliebt und dominieren den Markt. Allein Elementor zählt derzeit über 10 Millionen aktive Installationen. Gutenberg, der Standard-Editor seit WordPress 5.0, ist zwar ebenfalls weit verbreitet, weil er nativ mit WordPress ausgeliefert wird, aber Full Site Editing (FSE), das erst 2022 hinzukam, wird bislang noch wenig genutzt.
Die Beliebtheit der Page Builder ist leicht nachvollziehbar: Sie ermöglichen es auch ungeübten Nutzern, Webseiten relativ einfach und vor allem visuell zu gestalten. Doch je länger ich im Bereich Webdesign arbeite, desto klarer wird mir: Diese Art von Baukastensystem bringt viele Altlasten mit sich – technisch, ökologisch und redaktionell.
In diesem Artikel erkläre ich, warum ich mich bewusst gegen Page Builder entschieden habe und stattdessen auf Full Site Editing (FSE) setze.
Page Builder: Was ist das eigentlich?
Grundsätzlich ist ein Page Builder wie z. B. Elementor ein zusätzliches Plugin. Es erlaubt, Inhalte und Layouts einer Website visuell per Drag & Drop zu gestalten, ganz ohne Programmierkenntnisse.
Das klingt erst einmal praktisch und tatsächlich war die visuelle Gestaltung einer WordPress Seite per Drag & Drop lange Zeit* auch tatsächlich nur mit Hilfe von Page Buildern möglich. Aber so bequem die Arbeit mit Page Buildern auf den ersten Blick auch wirkt, aus meiner Sicht bringen sie gravierende Nachteile mit sich. Nachfolgend eine Auswahl der Punkte, die für mich gegen den Einsatz der klassischen Page Builder sprechen:
* Was viele nicht wissen: WordPress stellt mit Full Site Editor (FSE) einen eigenen visuellen Editor bereit, kostenfrei, mit schlankerem Code, nutzerfreundlich und ganz ohne zusätzliche Plugins.
Die Tücken der Page Builder und was für mich dagegen spricht
1. Komplexität statt Klarheit
Page Builder arbeiten mit vielen ineinander verschachtelten Gestaltungsebenen. Der Design- und Editierprozess, den diese eigentlich vereinfachen sollten, wird dadurch schnell unübersichtlich: Abschnitte, Spalten, Widgets: jedes einzelne Element muss einzeln geöffnet, angepasst und gespeichert werden. In der Praxis bedeutet das: Man klickt sich durch mehrere Ebenen, speichert mehrfach, wartet auf Vorschau-Updates – und verliert wertvolle Zeit. Und wenn man dann überprüft, ob alles wie gewünscht aussieht, stellt sich nicht selten heraus, dass man das falsche Element erwischt hat.
2. Viel Code = langsame Seiten
Page Builder bringen eine erhebliche Menge an zusätzlichem Code mit ins System. Die Folge: Mehr Daten, längere Ladezeiten und eine gewisse Trägheit, sowohl beim Seitenaufruf wie auch beim Arbeiten im Backend. In Zeiten, in denen jede Sekunde Ladezeit zählt (für SEO, Nutzerbindung und Conversion), ist das ein echter Nachteil.
Außerdem bedeutet mehr Datenvolumen auch mehr Stromverbrauch. Wer seine Website ressourcenschonend gestalten möchte, stößt mit Page Buildern daher schnell an Grenzen.
3. Dauerhafte Kosten und Systemabhängigkeit
Die meisten Page Builder bieten zwar Gratisversionen, aber wirklich professionell arbeiten lässt sich meist nur mit einer kostenpflichtigen Pro-Version. Diese wird jährlich abgerechnet, was bei mehreren Websites schnell teuer werden kann.
Hinzu kommt: Wer einmal mit einem Page Builder gearbeitet hat, bleibt oft an den jeweiligen Hersteller gebunden. Sobald man das Plugin nämlich deaktiviert, bleiben nur unlesbare Seiten mit viel Code-Müll zurück, denn die Inhalte sind in jeweils builder-spezifische Shortcodes verpackt. Das macht den Wechsel auf ein anderes System aufwändig bis unmöglich.
4. Fehlende Nachhaltigkeit
Technisch gesehen erzeugen Page Builder zusätzlichen Ballast und dieser will gepflegt und aktuell gehalten werden. Was aber passiert, wenn das Plugin-Abo endet? Oder wenn man die Agentur wechselt, der Anbieter den Support einstellt oder die Entwicklung des Plugins gestoppt wird?
Dann stehen Websitebetreiber vor einem echten Problem: Sicherheitslücken, Performance-Einbußen und im schlimmsten Fall eine veraltete, unwartbare Website. Denn, das haben wir oben gesehen: Page Builder kann man nicht einfach abschalten, weil die Seite dann unlesbar wird.
Warum ich Full Site Editing (FSE) bevorzuge
Seit WordPress 5.0 (erschienen 2018) ist Gutenberg der Standard-Editor, und seit 2022 gehört auch Full Site Editing zur Grundausstattung. Damit können Nutzer nun ohne große Coding-Kenntnisse Header, Footer, Templates und Layouts frei gestalten, alles Dinge, die früher ausschließlich mit Spezialthemes oder individueller Programmierung möglich waren.
Aus dieser neuen Freiheit ergeben sich viele Vorteile, technisch wie redaktionell:
1. Einfach statt komplex: Ein einheitlicher Editor für alles
FSE ist radikal einfach. Vom Footer über Seitenlayouts bis zum Beitrag lässt sich im Block-Editor alles bearbeiten. Kein Wechsel zwischen Oberflächen, keine Plugin-spezifischen Eigenheiten.
Das ist nicht nur effizient, sondern ich merke regelmäßig, wie schnell und intuitiver auch meine Kunden lernen, mit dem Editor umzugehen. Schon nach kurzer Zeit sind sie in der Lage, ihre Website selbst zu pflegen, und zwar (fast) ohne externe Hilfe.
2. Wenig Code = schnelle Seiten
Eine mit FSE gebaute Seite ist schlank und effizient, weil sie auf nativen WordPress-Funktionen basiert. Weniger Zusatzcode, moderne Standards, gute Performanc, all das wirkt sich positiv aus: auf die Nutzererfahrung, auf die Ladezeit, auf die Suchmaschinenbewertung. Und nicht zuletzt auf den Stromverbrauch: denn weniger Daten bedeuten auch weniger Energie.
3. Keine Kosten und ein offenes System
WordPress inklusive Gutenberg und Full Site Editing ist kostenfrei verfügbar – ganz ohne Lizenzmodelle oder Plugin-Abhängigkeiten.
Weniger bekannt, aber erwähnenswert: Die sogenannte Data Liberation-Initiative von WordPress verfolgt das Ziel, Inhalte systemübergreifend portabel zu machen. Nutzer sollen ihre Inhalte künftig einfacher zwischen WordPress.com, selbst gehosteten Installationen und sogar anderen Plattformen austauschen können. WordPress positioniert sich hier aktiv als offene, zukunftsfähige Plattform.
4. Nachhaltigkeit in mehrfacher Hinsicht
Dass schlanker Code weniger Strom verbraucht, habe ich weiter oben bereits angesprochen. Doch Nachhaltigkeit bedeutet für mich – gerade auch mit Blick auf meine Kunden und Kundinnen – noch mehr: nämlich eine Website zu entwickeln, die langfristig funktioniert. Ohne teure Lizenzmodelle, ohne versteckte Folgeinvestitionen und ohne technische Abhängigkeiten von Drittanbietern.
Full Site Editing erzeugt keine Shortcodes und verzichtet auf proprietäre Strukturen. Die Inhalte bleiben auch bei einem Theme-Wechsel oder sogar beim Umzug auf ein anderes System lesbar und nutzbar. Und weil FSE ein fester Bestandteil des WordPress-Kerns ist, wird es kontinuierlich gepflegt und weiterentwickelt, auch noch in fünf oder zehn Jahren.
Kurz: Wer in eine Website investiert, sollte darauf vertrauen können, dass sie auch morgen noch zuverlässig funktioniert. Und genau diese Zukunftssicherheit liefert FSE in Kombination mit den WordPress Standard-Themes: ohne Zusatzkosten oder Abhängigkeiten, aber mit maximaler Gestaltungsfreiheit.
Fazit: Weniger Klicks, mehr Kontrolle und sauberer Quellcode
Gute Webseiten sollten nicht nur ansprechend aussehen, sie sollten auch wartbar, effizient und ressourcenschonend sein. Full Site Editing in Kombination mit den WordPress Standard-Themes ist für mich der konsequente Weg zu diesem Ziel. Denn mit Full Site Editing gibt es keinen Overhead, keine Lizenzkosten und keine Lock-ins. Dafür Transparenz, Geschwindigkeit, Zukunftssicherheit – und ein gutes Gefühl beim Blick in den Quellcode.
PS: In Bezug auf Barrierefreiheit schneidet diese Kombination – FSE mit Standard-Themes – übrigens ebenfalls super ab.

Sie möchten Ihre Website leichter, schneller und nachhaltiger gestalten? Oder gar selbst Hand anlegen?
Ich helfe Ihnen gern: technisch, inhaltlich und mit klarem Blick auf langfristige Lösungen. Und bringe Ihnen ganz nebenbei auch bei, wie Sie selbst die eigene Website mit FSE umsetzen: