Businessmodelle – und wie läuft Ihr Geschäft?

Businessmodelle – und wie läuft Ihr Geschäft?

Ich war kürzlich auf einem sehr interessanten Workshop, bei dem es um Geschäftsmodelle ging – um deren Entwicklung, Evaluierung oder auch Veränderung. Unsere Referentinnen stellten uns das Business Model Canvas (kurz: BMC) vor, ein Ansatz, bei dem alle wichtigen Komponenten eines Geschäftsmodells auf einem einzigen Blatt Papier dargestellt werden.

Die Komponenten des Business Model Canvas (BMC)

Mithilfe des Business Model Canvas lassen sich Geschäftsideen oder auch bereits existierende Geschäftsabläufe sehr anschaulich visualisieren. Folgende Aspekte des Unternehmens finden bei der Darstellung Berücksichtigung:

  • Geschäftsinterna, also alles, was für den Kunden unsichtbar bleibt und hinter den Kulissen – gewissermaßen Backstage – geschieht:
    • Schlüsselressourcen: Was brauche ich, um mein Angebot zu generieren, also Infrastruktur, Atelier, Büro, Werkzeug, Produktionsstätte, Fahrzeug…
    • Schlüsselpartner: Welche Produktionsschritte lagere ich aus? Wer sind meine Kooperationspartner, Unternehmen oder Selbstständige, mit denen ich zusammenarbeite bzw. die Arbeiten für mich erledigen?
    • Schlüsselaktivitäten: Worin bestehen meine Aktivitäten, um mein Produkt/meine Dienstleistung zu generieren? Was kann nur ich tun bzw. mein Team?
    • Kostenstruktur: Wofür und wann gebe ich Geld aus? Welche fixen und variablen Kosten gibt es?
  • Wertangebot: Was ist mein Wertversprechen? Welchen Mehrwert für meinen Kunden generiere ich? Welches Problem meines Kunden löse ich mit meiner Dienstleistung oder meinem Produkt?
    • Was genau biete ich an? Wofür bezahlt mein Kunde?
    • Was unterscheidet mein Angebot von dem meiner Mitbewerber? Warum soll ein Kunde bei mir kaufen?
    • Wofür stehe ich bzw. mein Team? Was sind meine werte und Ideale?
  • Geschäftsexterna, also die Außenansicht, die Bühne, auf der meine unternehmerische Tätigkeit für alle sichtbar stattfindet:
    • Kundensegmente: Was sind meine wichtigsten Zielgruppen? Mit welchen Zielgruppen arbeite ich hauptsächlich bzw. bevorzugt? Für wen mache ich mein Angebot?
    • Kundenbeziehungen: Wie kommuniziere und interagiere ich mit meinen Zielgruppen? Was kommuniziere ich, worum geht es in meiner Kommunikation mit meinen Kunden?
    • Kanäle: Wie kommt mein Produkt/meine Dienstleistung/meine Botschaft ganz konkret zum Kunden?
    • Einnahmequellen: Wofür bekomme ich Geld – und wann? Wofür bezahlen meine Kunden? Welche – möglicherweise verschiedenen – Einkommensströme gibt es (Kauf oder Nutzungsgebühr, Abonnement, Stundensatz)?

Hier ein (englischsprachiges) Beispiel für ein BMC, zur Verfügung gestellt von Alexander Osterwalder, der das Modell entwickelt hat:

Urheber: https://www.strategyzer.com/ (via: Wikipedia https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=11892574, CC BY-SA 1.0)

Zahlreiche Erläuterungen zum Modell, einen kurzen Film und den kostenfreien Download des BMC-Arbeitsblattes gibt es hier: https://www.strategyzer.com/library/the-business-model-canvas

Varianten des Business Model Canvas für unterschiedliche Anwendungsfelder

Inzwischen existieren für spezielle Anwendungsbereiche eine ganze Reihe von BMC-Varianten:

Meine Erfahrungen mit dem BMC

Struktur bringt Klarheit

Für mich ist die strukturierte, visuelle Vorgehensweise des BMC bei der Entwicklung und dem Durchspielen unternehmerischer Ideen sehr erhellend. Denn es passiert wohl nicht nur mir, dass ich gerne an einem Aspekt meiner Businessidee hängen bleibe – beispielsweise beim Produkt bzw. dem Nutzenversprechen – und den ganzen wichtigen Rest (die Kosten! die Kommunikationswege!) vor lauter Produktverliebtheit komplett übersehe.

Kunstschaffende müssen andere Fragen stellen

Der zweite Lerneffekt meines kleinen Ausflugs in die Unternehmensentwicklung ist folgender: Ich bin ja – neben meiner Tätigkeit als Webdesignerin – auch künstlerisch tätig. Und wie bei vielen meine KollegInnen ist der Unternehmensbereich Einnahmequellen hier eher ein dünn besetzter. Aus diesem Grund finde ich eine Erweiterung der Fragestellungen zu diesem Bereich speziell für künstlerisch oder auch sozial tätige Unternehmer sinnvoll – und auch ein bisschen tröstlich:

  • Welches sind die bestehenden und mögliche Einnahmequellen?
  • Sind Kunden bereit, einen Aufpreis für Nachhaltigkeit, gesellschaftlichen Mehrwert und individuelle Heilung zu zahlen?
  • Können wir uns durch Angebotselemente – Nachhaltigkeit, gesellschaftlichen Mehrwert und individuelle Heilung – einen einzigartigen Vorteil verschaffen?
  • Gibt es Preisstrukturen, die Anreize für nachhaltiges, gesellschaftsveränderndes und die individuelle Heilung förderndes Kundenverhalten schaffen?
  • Wird gesellschaftlicher Mehrwert (z. B. besserer Zusammenhalt, bessere Kommunikation, Etablierung und Weiterentwicklung von gesellschaftlichen Werten, neue Formen des Zusammenlebens) geschaffen?
  • Werden hier individuelle oder gesellschaftliche Verletzungen/Traumata in den Blick genommen und bearbeitet? Wird individuelle oder gesellschaftliche Gesundheit bzw. Heilung gefördert?

Nicht alle diese Mehrwerte lassen sich in Geld ausdrücken und sie sind oft auch nur schwer zu quantifizieren. Aber wenn ich anhand dieses Fragenkatalogs meine eigenen Projekte betrachte, beispielsweise Die letzten Dinge oder auch das Videoprojekt An der Schwelle, dann sind sie vielleicht in Bezug auf Einnahmen in Form finanzieller Erlöse nicht wirklich lohnend gewesen. Aber sie haben definitiv gesellschaftlichen Mehrwert geschaffen bzw. haben heilsame Qualitäten.

Und das ist gut.

Und Ihre Projekte?
Sollen wir einmal gemeinsam brainstormen?
Dann melden Sie sich gerne bei mir!




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